Deutsche Wissenschaftler entdecken unbekannte Tierarten

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    • Deutsche Wissenschaftler entdecken unbekannte Tierarten

      Drei Wochen lang hat ein deutsches Wissenschaftler-Team auf dem Forschungsschiff "Meteor" den Meeresboden in f?nftausend Meter Tiefe abgesucht und dabei ?ber hundert bisher v?llig unbekannte Tierarten entdeckt: Kleinkrebs-Arten, Muscheln, Schw?mme und Fische. Tatsache ist, dass die Tiefsee der gr??te Lebensraum auf der Erde ist, gr??er als alle Kontinente zusammen, und - weitgehend unerforscht. Alle Expeditionen zusammengerechnet, sind gerade mal f?nf Quadratkilometer untersucht. In diesem Sommer ist deshalb die "Meteor" zu einer Tiefseeexpedition in den Atlantik aufgebrochen. Nach und nach wollen die Meeresforscher den ganzen Tiefseeboden systematisch erforschen, von Nordpol zu S?dpol.

      Das Team bestand bei der 48. Fahrt des Forschungsschiffes aus achtundzwanzig Biologen der Universit?ten Hamburg, Oldenburg und Bochum sowie zwei spanischen Universit?ten und dem Frankfurter Forschungsinstitut Senckenberg. Finanziert wird das Projekt vom Bundesministerium f?r Bildung und Technologie. Gestartet sind die Forscher Anfang Juni 2000 in Walfischbai (Namibia). Ziel war das Angola-Becken, ein flaches Tiefseebecken vor der westafrikanischen K?ste - bis dahin ein wei?er Fleck auf der biologischen Landkarte.
      Mit Kastengreifern und Stechrohren eroberten die Forscher auf einer Strecke von siebenhundert Kilometern den Meeresgrund. Und dies bei Tag und bei Nacht. Das untersuchte Gebiet macht die besondere Bedeutung der Expedition aus - bislang erforschten Biologen nur k?stennahe Meeresgebiete. Von solchen Orten unterscheidet sich das Einsatzgebiet diesmal durch den N?hrstoffmangel. Beinahe steril ist der schneewei?e Boden f?nftausend Meter unter der Wasseroberfl?che. In dem kristallklaren Wasser findet sich so wenig Nahrung, dass es nur wenig gr??ere Tiere gibt. Das Team arbeitet mit einem extrem feinmaschigen Netz, das auf einen Tiefseeschlitten aufgespannt wurde.

      Am hinteren Ende befindet sich ein Sammelbeh?lter, um die besonderen Meeresbewohner aufzunehmen. Weiterentwickelt wurde er an der Ruhr-Universit?t Bochum vom Diplom-Biologen Nils Brenke, Mitarbeiter bei Prof. Dr. Johann Wolfgang W?gele am Lehrstuhl f?r Spezielle Zoologie. Der Schlitten ist stabiler als das Vorg?ngermodell und h?lt auch gro?e mechanische Belastungen aus. Die Netze k?nnen bis zu 0,3 Millimeter kleine Organismen fangen. ?ber eine Strecke von zehn Kilometern zogen die Bodennetze des Schiffes oft nur einen Eimer voll gr??erer Tiere an Bord. Die meisten vorhandenen Arten sind winzig klein und wachsen sehr langsam.


      ?berraschendes bot jeder Fang - beispielsweise erstaunten schwarze Fische mit Teleskopaugen und Leuchtorganen, rote Tiefseegarnelen und mikroskopisch kleine Lebewesen mit filigranen Silikat-Skeletten die Wissenschaftler. Ins Netz ging auch ein Tiefsee-Kalmar, der sein Leben an das zwei Grad kalte Wasser und die ewige Dunkelheit angepasst hat. Selbst an Bord ist er noch in der Lage, Lichtsignale auszusenden. Wie die Tiere in der lebensfeindlichen Tiefsee ?berleben, k?nnte in ihrem Erbgut verankert sein. Deshalb wird aus kleinen Gewebest?cken DNA herausgel?st, analysiert und mit bekannten Arten verglichen. Alle sind ?berlebensk?nstler.

      ?ber Lebensr?ume und Arten-Vorkommen k?nnen die Forscher lediglich vorl?ufige Aussagen treffen, die genauen Auswertungen dauern noch einige Jahre. Schlie?lich betrat das Team absolutes Neuland: einen scheinbar abgeschlossenen Lebensraum, weitgehend unber?hrt von der Tier- und Pflanzenwelt der afrikanischen K?ste. Alle gefundenen Arten, so denken die Forscher, stammen von anderen Tiefseearten ab. Untersucht werden sie an Land, in verschiedenen deutschen Instituten, wie etwa an der Ruhr-Universit?t Bochum. Mit blo?em Auge kaum zu erkennen, werden sie von professionellen Zeichnerinnen f?r die wissenschaftliche Ver?ffentlichung exakt kopiert - eine altbew?hrte Methode. Der Tiefseeschlitten, der seinen ersten Testlauf gut bestanden hat, wird ebenfalls wieder in das Institut f?r Spezielle Zoologie zur?ckgebracht. Der Expeditionsleiter Dr. Michael T?rkay vom Forschungsinstitut Senckenberg betont die Wichtigkeit, alle Arten der Tiefsee zu kennen. Denn in Zukunft soll sie als Ressource genutzt werden. Nur wenn die Artenvielfalt bekannt sei, k?nne beurteilt werden, auf welche Weise dieser spezielle Lebensraum umweltvertr?glich ausgesch?pft werden k?nne.

      Obwohl die Tiefsee-Regionen des Meeres mit dreiundf?nfzig Prozent der Erdoberfl?che den gr??ten Lebensraum unseres Planeten stellen, sind die Kenntnisse ?ber die Tierwelt unter Wasser sehr gering. Die Expedition war die erste in einer Reihe geplanter Forschungsfahrten, die hier Abhilfe schaffen sollen - die Wissenschaftler erfassen systematisch die auftretenden Arten in der Tiefsee und beschreiben unbekannte Spezies. Bisher sind weltweit etwa 1,8 Millionen Arten bekannt, zehn Prozent davon leben im Meer. Bei Sch?tzungen, die von mindestens zehn Millionen neuen Tierarten in der Tiefsee ausgehen, liegt noch eine Menge Arbeit vor den Forschern.

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      Quelle: 3sat.de
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      - Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste