Das gro?e Experiment

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  • Das gro?e Experiment

    Ich Recherchiere schon seid 2 Monaten in dieser richtung,da steckt viel Wahrheit dahinter

    von Uri Avnery

    IST ES m?glich, ein ganzes Volk dahin zu bringen, sich einer fremden Besatzung zu unterwerfen, indem man es aushungert?

    Das ist sicherlich eine interessante Frage. In der Tat so interessant, dass die Regierungen Israels und der Vereinigten Staaten - in enger Zusammenarbeit mit Europa - jetzt an einem streng wissenschaftlichen Experiment beteiligt sind, um eine gr?ndliche und definitive Antwort zu erhalten.

    Das Laboratorium, in dem das Experiment durchgef?hrt wird, ist der Gazastreifen - die Versuchstiere sind 1,3 Millionen Pal?stinenser, die dort leben.

    UM DAS Experiment nach den erforderlichen, sauberen wissenschaftlichen Standards durchzuf?hren, war es zun?chst n?tig, das Laboratorium vorzubereiten.

    Das wurde auf folgende Weise ausgef?hrt: zun?chst holte Ariel Sharon die israelischen Siedlungen, die dort feststeckten, heraus. Man kann ein sauberes Experiment doch nicht durchf?hren, wenn rund um das Laboratorium die geh?tschelten Kinder herumlaufen. Dies wurde mit ?Entschlossenheit und Sensibilit?t? gemacht, Tr?nen liefen wie Wasser, die Soldaten k?ssten und umarmten die vertriebenen Siedler. Noch einmal wurde gezeigt, dass die israelische Armee die allerbeste der Welt ist.

    Nachdem das Laboratorium gereinigt war, konnte die n?chste Phase beginnen: alle Ein- und Ausg?nge wurden hermetisch abgesperrt, um st?rende Einfl?sse von der Au?enwelt auszuschalten. Das machte einige Schwierigkeiten. Auf einander folgende israelische Regierungen haben den Bau eines Hafens in Gaza verhindert, und die israelische Flotte achtet sehr darauf, dass sich kein Schiff der K?ste n?hert. Der pr?chtige internationale Flughafen, der w?hrend der Oslo-Periode gebaut wurde, wurde bombardiert und still gelegt. Der ganze Streifen wurde von einem hoch effizienten Zaun umgeben. Und nur ein paar ?berg?nge blieben, aber alle werden von der israelischen Armee kontrolliert.

    Es blieb eine einzige Verbindung mit der Au?enwelt: der Rafah-Grenz?bergang nach ?gypten. Der konnte nicht ganz abgesperrt werden, sonst h?tte man ?gypten als Kollaborateur Israels hingestellt. Eine raffinierte L?sung wurde gefunden: die israelische Armee verlie? scheinbar den ?bergang und ?bergab ihn einem internationalen ?berwachungsteam. Seine Mitglieder (darunter Deutsche) sind nette Kerle, voll guter Absichten - in der Praxis aber sind sie vollkommen von der israelischen Armee abh?ngig, die den ?bergang aus einem nahen Kontrollraum ?berwachen. Die internationalen Inspekteure leben in einem israelischen Kibbuz und k?nnen den ?bergang nur mit israelischem Einverst?ndnis erreichen.

    Auf diese Weise ist nun alles f?r das Experiment fertig.

    DAS SIGNAL f?r seinen Beginn wurde nach den einwandfreien demokratischen Wahlen gegeben, die unter der Aufsicht des fr?heren Pr?sidenten Jimmy Carter durchgef?hrt worden waren. George Bush war begeistert: seine Vision, die Demokratie in den Nahen Osten zu bringen, schien sich zu erf?llen.

    Aber die Pal?stinenser bestanden den Test nicht. Statt die ?guten Araber? zu w?hlen, die die USA anbeten, w?hlten sie die sehr ?b?sen Araber?, die Allah anbeten. Bush war beleidigt. Aber die israelische Regierung war begeistert: nach dem Hamas-Sieg waren die Amerikaner und Europ?er bereit, an dem Experiment teilzunehmen. Es konnte anfangen.

    Die USA und die EU verk?ndigten eine Sperrung aller Hilfsgelder an die pal?stinensische Beh?rde, da sie von ?Terroristen kontrolliert? wird. Gleichzeitig sperrte die israelische Regierung den Geldfluss.

    Um seine besondere Bedeutung zu verstehen: gem?? dem ?Paris-Protokoll? (der wirtschaftliche Anhang des Oslo-Abkommens) ist die pal?stinensische Wirtschaft ein Teil des israelischen Zoll- und Steuersystems. Das hei?t, dass Israel alle Z?lle der Waren einkassiert, die durch Israel laufen - es gibt keinen andern Weg. Nachdem eine betr?chtliche Summe als Kommission abgezogen worden ist, ist Israel verpflichtet, das Geld der pal?stinensischen Beh?rde weiter zu ?berweisen.

    Wenn die israelische Regierung sich weigert, dieses Geld, das eigentlich den Pal?stinensern geh?rt, weiter zu ?berweisen, so ist das ganz einfach Diebstahl am hellerlichten Tag. Aber wenn man ?Terroristen? ausraubt, wer kann dagegen protestieren?

    Die Pal?stinensische Beh?rde - in der Westbank und im Gazastreifen - braucht aber dieses Geld wie die Luft zum Atmen. Auch dies bedarf einer Erkl?rung: in den 19 Jahren unter jordanischer Besatzung der Westbank und der ?gyptischen Besatzung im Gazastreifen - also von 1948-1967 - wurde dort keine einzige wichtige Fabrik gebaut. Die Jordanier wollten jede wirtschaftliche Entwicklung innerhalb des eigentlichen Jordaniens, also ?stlich des Jordans. Und die ?gypter vernachl?ssigten den Gazastreifen ganz allgemein.

    Dann kam die israelische Besatzung, und die Lage verschlimmerte sich sogar noch mehr. Die besetzten Gebiete wurden der monopolistisch beherrschbare Absatzmarkt f?r die israelische Industrie, und das Milit?r verhinderte die Errichtung jedes Unternehmens, das m?glicherweise mit einem israelischen konkurrieren k?nnte.

    Die pal?stinensischen Arbeiter waren gezwungen, in Israel (nach israelischem Standard) f?r Hungerlohn zu arbeiten. Von diesem zog Israel wie bei israelischen Arbeitern noch alle Sozialabgaben ab - ohne dass die Pal?stinenser selbst in den Genuss von Sozialhilfegelder kamen. Auf diese Weise bestahl die Regierung die ausgebeuteten Arbeiter um weitere Dutzende von Milliarden Dollar, die irgendwo im bodenlosen Fass der Regierung verschwanden.

    Als die Intifada ausbrach, entdeckten die israelischen Industrie- und Landwirtschaftsbosse, dass man auch ohne pal?stinensische Arbeiter auskommen k?nne. Ja, dass es sogar profitabler ist. Arbeiter, die aus Thailand, Rum?nien und andern armen L?ndern gebracht werden, arbeiten f?r einen noch geringeren Lohn und unter Bedingungen, die an Sklaverei grenzt. Die Pal?stinenser wurden arbeitslos.

    Das war die Situation zu Beginn des Experimentes: die pal?stinensische Infrastruktur zerst?rt, praktisch ohne Produktionsmittel, keine Arbeit f?r Arbeiter. Alles in allem, ein idealer Ausgangspunkt f?r das gro?e ?Experiment Hunger?.

    DIE AUSF?HRUNG begann - wie erw?hnt - mit der Sperrung der Zahlungen.

    Der Grenz?bergang zwischen dem Gazastreifen und ?gypten war praktisch geschlossen. Alle paar Tage oder Wochen wird er f?r ein paar Stunden ge?ffnet - nur um den Schein zu wahren - damit die Kranken oder Sterbenden nach Hause oder ein ?gyptisches Krankenhaus erreichen k?nnen.

    Die Grenz?berg?nge zwischen dem Streifen und Israel wurde ?wegen dringender Sicherheitsgr?nde? geschlossen. Im richtigen Augenblick kommt immer ? die Warnung eines bevorstehenden Terroranschlages?. Pal?stinensische Produkte, die f?r den Export bestimmt sind, verfaulen am ?bergang. Medikamente und Nahrungsmittel kommen nicht hinein, au?er zuweilen f?r kurze Zeitabschnitte, auch um den Schein zu wahren - wenn eine wichtige Pers?nlichkeit aus dem Ausland ihre Stimme erhebt und protestiert. Dann kommt eine neue ?dringende Sicherheitswarnung? und die Situation ist wieder wie gehabt.

    Um das Bild abzurunden, bombardierte die israelische Luftwaffe das einzige Elektrizit?tswerk im Gazastreifen, sodass es f?r einen gro?en Teil des Tages keinen Strom und kein Wasser gibt, (da die Wasserpumpen vom Strom abh?ngen). Selbst an den hei?esten Tagen mit Temperaturen von ?ber 30 Grad C im Schatten gibt es keinen Strom f?r Gefrierger?te, Ventilatoren, Wasservorr?te und anderes Lebensnotwendige.

    In der Westbank, einem Gebiet, das viel gr??er ist als der Gazastreifen (6% der besetzten pal?stinensischen Gebietes - aber mit 40% der Bev?lkerung) ist die Situation nicht ganz so verzweifelt. Aber im Streifen lebt mehr als die H?lfte der Bev?lkerung unterhalb der pal?stinensischen Armutslinie, die nat?rlich viel, viel niedriger liegt als die israelische ?Armutslinie?. Viele Bewohner des Gazastreifens k?nnen nur davon tr?umen, so wie in der nahen israelischen Stadt von Sderot arm zu sein.

    Was versuchen die Regierungen Israels, der USA, und Europas, den Pal?stinensern zu sagen? Die Botschaft ist klar: ihr kommt an den Rand des Hungers und sogar dar?ber hinaus, wenn ihr euch nicht ergebt. Ihr m?sst die Hamas-Regierung davonjagen und Kandidaten w?hlen, die von Israel und den USA anerkannt werden. Und - was noch wichtiger ist - ihr m?sst euch mit einem pal?stinensischen Staat zufrieden geben, der aus verschiedenen Enklaven besteht, die alle von der Gnade Israels abh?ngig sind.

    IM AUGENBLICK gr?beln die Ausf?hrenden des wissenschaftlichen Experimentes ?ber einer komplizierten Frage: Wie halten die Pal?stinenser trotz allem durch? Nach allen Hypothesen h?tten sie l?ngst aufgeben m?ssen.

    Da gibt es tats?chlich ?ermutigende? Zeichen. Die allgemeine Atmosph?re der Frustration und Verzweiflung schafft Spannungen zwischen der Hamas und Fatah. Hier und dort gab es schon Zusammenst??e, Leute wurden get?tet und verletzt, aber jedes Mal kam es kurz vor einem B?rgerkrieg zu einem Stillstand. Die Tausenden von im Verborgenen wirkenden mit Israelis zusammen arbeitenden pal?stinensischen Kollaborateure versuchen auch, die Dinge anzuheizen. Aber im Gegensatz zu den Erwartungen h?rte der Widerstand nicht auf. Nicht einmal der gefangene israelische Soldat ist entlassen worden.

    Eine der Antworten liegt in der Struktur der pal?stinensischen Gesellschaft. Die Hamula (die Gro?familie) spielt hier eine zentrale Rolle. Solange eine Person in der Familie arbeitet, verhungern auch die Verwandten nicht, auch wenn es eine weit verbreitete Unterern?hrung gibt. Jeder der irgendein Einkommen hat, teilt es mit seinen Br?dern und Schwestern, Eltern, Gro?eltern, Cousins und deren Kindern. Das ist ein einfaches System, aber unter solchen Umst?nden sehr wirksam. Es scheint, dass die Planer des Experimentes damit nicht gerechnet haben.

    Um den Prozess zu beschleunigen, wurde in dieser Woche noch einmal die ganze Wucht der israelischen Armee eingesetzt. Drei Monate lang war die israelische Armee mit dem 2. Libanon-Krieg besch?ftigt. Es wurde deutlich, dass die Armee, die w?hrend der letzten 39 Jahre haupts?chlich als Kolonialpolizei besch?ftigt war, nicht funktioniert, wenn sie pl?tzlich mit einem trainierten und bewaffneten Gegner konfrontiert ist, der zur?ckschlagen kann. Hisbollah wandte t?dliche Panzerabwehrwaffen gegen Panzertruppen an, Granaten regneten in den Norden Israels. Die Armee hatte seit langem vergessen, wie man sich gegen?ber solch einem Feind verh?lt. Und der Feldzug endete nicht gut.

    Jetzt kehrt die Armee zu dem Krieg zur?ck, den sie kennt. Die Pal?stinenser im Gazastreifen haben (noch) keine Panzerabwehrraketen, und die Qassams verursachen nur begrenzten Schaden. Die Armee kann wieder Panzer ungehindert gegen die Bev?lkerung anwenden. Die Luftwaffe, deren Hubschrauber sich f?rchteten, im Libanon Verletzte herauszuholen, kann nun wieder nach Lust und Laune Raketen auf H?user ?gesuchter Personen?, ihrer Familien und ihrer Nachbarn abfeuern. Wenn in den letzten drei Monaten ?nur? 100 Pal?stinenser pro Monat get?tet worden waren, so sind wir jetzt Zeugen eines dramatischen Anstiegs der Zahl von get?teten und verletzten Pal?stinensern.

    Wie kann nur eine vom Hunger geplagte Bev?lkerung, der auch Medikamente und die medizinischen Apparate f?r ihre einfachen Krankenh?user fehlen, und die Angriffen vom Land, Meer und aus der Luft ausgesetzt sind, durchhalten? Wird sie nachgeben? Wird sie auf die Knie gehen und um Gnade bitten? Oder wird sie eine ?bermenschliche Kraft finden und die Pr?fung bestehen?

    Kurz gesagt: Was und wie viel ist n?tig, bevor sich eine Bev?lkerung ergibt?

    Alle, die an dem Experiment teilnehmen - Ehud Olmert und Condoleezza Rice, Amir Peretz und Angela Merkel, Dan Halutz und George Bush, vom Friedensnobelpreistr?ger Shimon Peres ganz zu schweigen - sind alle ?ber Mikroskope gebeugt und warten auf eine Antwort, die zweifellos ein wichtiger Beitrag f?r die politischen Wissenschaften sein wird.

    Ich hoffe, das Nobelpreis-Komitee beachtet dies auch genau.

    http://www.zmag.de/artikel.php?id=1938

    Wirkliche Freiheit besteht darin, zwischen Reiz und Reaktion einen Moment inne zu halten, um die Reaktion selbst zu bestimmen
  • das ist das unmenschlichste was ich aus der aktuellen politik geh?rt habe

    bei diesen zeilen kommen mir ganz automatisch die gedanken...
    "Wie lange wird es Israel noch geben"

    ob es gerechtfertigt war israel zu gr?nden oder nicht
    ?ber 60 jahre krieg zu f?hren ist nicht legitim!

    wie lange sieht die welt noch zu?
  • "Ansorde" schrieb:

    "Das Denken ist das einzige in dieser Welt, das noch frei ist.
    Man wird Sie weder einsperren noch auf den Scheiterhaufen werfen.
    Sie haben nichts zu verlieren, bis auf Ihre geistigen Ketten.
    Sie k?nnten sogar in eine Welt psychologischer Freiheit oder Kreativit?t gelangen."

    "Ansorde" schrieb:


    ?Das einzige, was niemand glauben will,
    ist die Wahrheit.? - ?Es ist ein altes Sprichwort,
    dass der bestimmt geh?ngt wird,
    der zu viel die Wahrheit sagt.?


    Und wenn es ein altes Sprichwort w?re,
    und schon immer so w?re,
    h?tte es weiterhin so zu gelten?

    Uns wurde gelehrt:
    Schlu? und Ende mit Unterd?ckung und Sklaverei.



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    Das Narrenschiff - von
    Sebastian Brant:

    Die Wuchrer treiben wild Gewerb,
    den Armen sind sie rauh und herb,
    achten nicht, da? alle Welt verderb.

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