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England unter einem christlich-faschistischen System: Schwarze Listen verbieten kulturelle Güter,
Propaganda für das Stärke durch Einheit & Einheit durch Glaube-Credo überschwemmt die
Informationskanäle und die Staatsgewalt kontrolliert die Bevölkerung durch so genannte
Fingermänner. Diesen kommt die Fernsehmitarbeiterin Evey (Natalie Portman) eines Nachts in die
Quere und wird aus der aussichtlosen Situation von V (Hugo Weaving) gerettet. Der eloquente
Guy Forks-Maskenträger und späterer Staatsfeind Nummer Eins hat sich der Vernichtung des Systems
verschrieben und nimmt Evey mit zu einem ganz besonderen Konzert: Der Sprengung des Justizpalastes.
Nach dem Terrorakt kommt der Staatsapparat sofort in Wallung, der diktatorische Kanzler Sutler (John Hurt)
beruft sein Kabinett ein und beschwört die Minister die erbarmungslose Suche und Ausschaltung
Vs in die Wege zu leiten. Identität und Motivation seiner Rache werden von Kabinettsmitglied und
Polizeiminister Finch (Stephen Rea) ermittelt, welcher die Rechtmäßigkeit des Systems insgeheim anzweifelt
und der während der Suche auf Unglaubliches stößt.
Über diesen Film könnte man buchstäblich Bücher schreiben. Nach dem Bombasterfolg der Matrix Trilogie
war die Erwartungshaltung an das neue Machwerk der Wachowski-Brothers entsprechend hoch.
Um dieser Genüge zu tun, entschieden sie sich für eine ähnliche Handlungsgrundlage: Den Kampf eines
Einzelnen gegen ein übermächtiges System. Diesmal standen jedoch die Graphic Novels von Alan Moore
(erschienen bei Vertigo Comics), welche ebenso wie die englische Originalversion schlichtweg V heißen,
Pate für das Storyboard. Die Actionsequenzen sind zwar sparsam eingesetzt, kommen aber immer
genau zum richtigen Zeitpunkt und reißen dafür in ihrer Kompromisslosigkeit umso mehr mit.
In V wie Vendetta ersetzt die "Blade-time" die aus Matrix bekannte "Bullet-time" wenn V mit seinen Messern
herumwirbelt und dabei in gewohnt spektakulärer Inszenierung Hälse aufschlitzt. Die Story hält immer
wieder Überraschungen parat und selbst Parallelen zu aktuellen Geschehnissen finden sich, ob beabsichtigt
oder nicht, im Film wieder. Szenen, die an die momentanen Demonstrationen in Paris oder
die Guantanamo-Problematik erinnern, erzeugen eine packende und beklemmende Atmosphäre und
eben durch diese Parallelen fügt sich V wie Vendetta hervorragend in den aktuellen Zeitgeist.
Der geneigte deutsche Zuschauer wird sich mehr oder weniger an die Du bist Deutschland-Kampagne
erinnert fühlen, wenn Phrasen wie `Ich bin V. Sie sind V. Wir alle sind V? fallen. Diese und andere
wirken jedoch im Film nicht platt, sondern sind sogar ein Muss und schaffen es, zu überzeugen.
über die Art und Weise wie V das System stürzen will und ob daraus pädagogisch wertvolles entnommen
werden kann, darüber darf gestritten werden. Inwiefern heiligt der Zweck die Mittel, inwiefern darf Terror mit
Terror beantwortet werden? das ist hier die grundlegende Frage. Fakt ist, dass sich wohl noch kein
Hollywood-Film mit einem solch kompromisslosen Kampf gegen ein übermächtiges System beschäftigt hat,
geschweige denn es gewagt hätte, eine anarchistische Revoluzzeratmosphäre in dem Maße
wie in V wie Vendetta zu erzeugen. Vergnügen bereiten nicht zuletzt die kleinen Details, welche der
Film en Masse liefert und die voll von intermedialen Referenzen sind. Genauer Hinschauen lohnt sich also.
Den einzigen Wehmutstropfen stellt die äußerst schwache Synchronisation von Evey dar.
Diese legt sich leider erst gegen Ende des Films, vorher erlebt man eine holpriges Deutsch sprechende
Natalie Portman wie ihrerzeit in Star Wars I-III. Unklar ist, ob mit der jugendnahen Synchronisation
Eveys der Eindruck jugendlicher Naivität erzeugt werden sollte. Wenn dem so ist, dann wurde hier
der schmale Grat zwischen Unglaubwürdigkeit und Authentizität verfehlt. Typische Synchronisationsprobleme
treten auch während einiger Dialoge auf. Führt man sich die englische Aussprache des Buchstaben V
jedoch ab und an zu Gemüte, ist dies nicht mehr allzu relevant.
Diese Mängel trüben aber keineswegs den nahezu perfekten Kinogenuss.
Für Verschwörungstheoretiker und Systemkritiker wird dieser Film mehr sein als ein Celluloid-Streifen,
aber alle Zuschauer, die dem modernen Actionkino mit Anspruch wohl gesonnenen sind, werden
ebenfalls vollends auf ihre Kosten kommen. V wie Vendetta ist sein Eintrittsgeld von der ersten bis zur
letzten Minute wert. Ästhetisch anspruchsvolles und mitreißendes Entertainment-Kino mit Köpfchen,
wie es seit Matrix nicht mehr geboten wurde.
Q
UMFRAGE: Hast du die Guy Falks-Maske auch schon in der Schublade?