Erik Hornung: Echnaton. Die Religion des Lichts

  • Erik Hornung: Echnaton. Die Religion des Lichts

    Erik Hornung: Echnaton. Die Religion des Lichts

    Rezension des Buches ?Echnaton. Die Religion des Lichts? des ehemaligen Ordinarius f?r ?gyptologie an der Universit?t Basel Erik Hornung.

    Erik Hornung: Echnaton. Die Religion des Lichts

    von Gunnar Sperveslage

    ?Recht auf dem Weg, aber der Rechte nicht f?r den Weg? (Th. Mann)

    Echnaton war der 9. K?nig der 18. Dynastie, regierte 1351-1334 v. Chr. [1]. Geboren als zweiter Sohn von Amenophis III. und seiner Gemahlin Teje bestieg er nach dem fr?hzeitigen Tod seines ?lteren Bruders Thutmoses den Thron. Mit ihm trat ein Herrscher auf die Geschichtsb?hne, dessen revolution?rer Umbruch im theologischen Denken ?gypten eine v?llig neue Wende gab und auch heute noch Anlass kontroverser Diskussionen ist.

    In den ?gyptischen K?nigslisten wurde er nach seinem Tod ignoriert, man suchte ihn aus dem kulturellen Ged?chtnis zu bannen. Tats?chlich sollte erst dem Berliner ?gyptologen K. R. Lepsius die Wiederentdeckung des Religionsstifters Echnaton gelingen. Damit begann die Erforschung einer der faszinierendsten und umstrittensten Pers?nlichkeiten des ?gyptischen Altertums, deren Bild in der Forschung in zwei gegens?tzliche Extrema gezeichnet wurde. F?r die einen war er ?seltsam krankhaft? und von ?Fanatismus? getrieben (A. Erman), E. Otto charakterisiert ihn als ?unpolitisch?, ?egozentrisch? und ?despotisch?. Dagegen sah ihn bereits H. Brugsch als ?modernen und aufgekl?rten Monarchen? und auch A. Weigall spricht vom ersten ?Idealisten und der ersten Pers?nlichkeit der Weltgeschichte?. F?r Th. Mann war Echnaton Inspiration zur Dichtung, S. Freund identifizierte ihn aufgrund der monotheistischen Ausrichtung seiner Religion als Moses [2].

    Im vorliegenden Band zeichnet nun Erik Hornung, einer der besten Kenner der ?gyptischen Religion [3], ein umfassendes und ausdrucksvolles Bild der ?Religion des Lichtes? nach. Er bietet keine historische Biographie des Pharao und auch nicht des Religionsstifters, nicht historische Fakten stehen im Zentrum des Interesses, sondern vielmehr die Religion der Amarnazeit. Der Autor untersucht das Konzept der religi?sen Neuerungen, um dann die historische Person Echnatons vor dem Verst?ndnis dieser Religion und der theologischen Konzeption betrachten und begreifen zu k?nnen.

    Echnaton erkl?rte die Sonne, Aton, zum einzigen Gott. Die Sonne ist f?r ihn Gott und ihr Wirken, bestehend aus Licht und Bewegung, sind die sch?pfenden und lebenserhaltenden Kr?fte. Daneben gibt es keine anderen G?tter mehr, die Welt ist entmythologisiert und entmythisiert. Die Religion zeigt nun deutliche Aspekte einer Naturphilosophie und einer Offenbarungsreligion, dessen einziger Prophet Echnaton selbst ist, zusammen mit seiner Gemahlin Nofretete. Nofretete und Echnaton sind die einzigen, die zu ihm sprechen d?rfen und zu denen Aton in Konstellation treten kann.

    Erik Hornung stellt nicht nur den Charakter und die einzelnen Facetten dieser neuen Religion dar, sondern erl?utert vor allem, dass sie ganz in der Tradition eines theologischen Diskurses steht, der lange vor Echnaton einsetzte. Dieser Diskurs erreichte unter der Regierung Amenophis III. einen vorl?ufigen H?hepunkt: In der ?Neuen Sonnen-Theologie? [4] war der Sch?pfergott und Welterhalter der Sonnengott, der jeden Morgen aufging, die Erde mit seinem Licht belebte, um dann am Abend unterzugehen und sich in der Unterwelt zu regenerieren sowie den Verstorbenen Licht und neues Leben zu bringen. Dieser Sonnengott erhob sich zwar ?ber alle anderen G?tter, aber er handelte weiterhin im Kontext mit ihnen und verga? auch die Verstorbenen in der Unterwelt nicht. Echnatons Umbruch war nun zwar radikal, stellte aber letztlich nur einen kleinen Schritt dar. Doch er zwang der polytheistischen Welt nicht nur eine monotheistische Religion auf, sondern er nahm den Menschen vor allem ihren Sonnengott, der bereits zu einem Lebensgott, pers?nlichen Retter und F?rsprecher des Einzelnen geworden war, und verweigerte den direkten Zugang zu ihm, indem er ihn f?r sich selbst beanspruchte. Dazu nahm er der Bev?lkerung den Glauben an das Jenseits, denn er negierte den Totengott Osiris und sein unterweltliches K?nigreich. Daher musste sein Konzepte scheitern und nach seinem Tod lag somit kein Schritt n?her, als zu den alten G?ttern zur?ckzukehren und den theologischen Diskurs dort weiterzuf?hren, wo ihn Echnaton unterbrochen hatte, an dessen Ende nun der ?ramessidische Weltgott? steht, ein transzendenter Allgott, der sich den Bed?rfnissen aller widmet.

    Es gelingt Erik Hornung, die Komplexit?t der Lichtreligion Echnatons verst?ndlich, anschaulich und klar formuliert darzulegen. Seine Darstellung dient in hohem Ma?e dem Verst?ndnis der Person Echnatons, indem er die bisherigen Erkl?rungsversuche umgeht, die ihn als krank, geistesschwach, despotisch, ketzerisch beschreiben. Statt dessen zieht er die religionsgeschichtlichen Hintergr?nde heran und kann dadurch nicht nur verdeutlichen, dass Echnatons Religion einer Tradition entspringt, sondern auch, dass ihre Ans?tze nach seinem Tod positiv auf die Verarbeitung der Krise und die Auseinandersetzung mit der eigenen Religion gewirkt haben. Am Ende unterstreicht er zurecht die gro?artige Leistung Echnatons, dem Denken der Neuzeit entsprechend, versucht zu haben, eine Weltformel zu finden und die Welt in ihrem Ganzen durch ein einziges Prinzip, das Prinzip des Sonnenlaufes, zu erkl?ren. Ein nobles Vorhaben, das von Beginn an zum Scheitern verurteilt war, aber Wege f?r die Zukunft er?ffnete. Damit hat der Autor die Person Echnatons ins rechte Licht ger?ckt ? n?mlich ins Licht seiner Religion.

    Hornung, Erik: Echnaton. Die Religion des Lichts, Artemis & Winkler, D?sseldorf/ Z?rich 2000, ISBN 3-7608-1223-6

    Anmerkungen

    [1] J. v. Beckerath, Chronologie des pharaonischen ?gypten, Mainz 1997, S.126
    [2] S. Freud: Der Mann Moses und die monotheistische Religion ,1939; dagegen bes. J. Assmann: Moses der ?gypter, 2000
    [3] siehe v.a. Hornung, Erik: Der Eine und die Vielen, 1971
    [4] J. Assmann: ?gypten. Theologie und Fr?mmigkeit einer fr?hen Hochkultur, 1984

    Kommentare ?
    Der URI zum TrackBack diesen Beitrags ist: http://www.mysteria3000.de/wp/wp-trackback.php/81

    Noch keine Kommentare.

    RSS Feed f?r Kommentare zu diesem Eintrag.

    Einen Kommentar abgeben
    Zeilen- und Absatzumbr?che automatisch, E-Mail Adresse nie angezeigt, HTML erlaubt: <a href="" title="" rel=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <code> <em> <i> <strike> <strong>

    Name (erforderlich)

    E-Mail (erforderlich)

    URI

    Dein Kommentar





    Magazin f?r alternative und interdisziplin?re Arch?ologie

    ISSN 1619-5744 | 1/2005

    Aktuelle Ausgabe
    Gesamtarchiv
    Diskussionsforum
    Redaktion
    Autoren
    Richtlinien
    Suchen:




    Alles (?bersicht)
    Magazin
    Editorials
    Artikel
    Berichte
    Rezensionen
    Mysteria3000
    Veranstaltungen
    Ausgaben
    2004 - Ausgabe 1
    2002 - Ausgabe 1
    2002 - Ausgabe 2
    2002 - Ausgabe 3
    2002 - Ausgabe 4
    2003 - Ausgabe 1
    2003 - Ausgabe 4
    2004 - Ausgabe 2
    2005 - Ausgabe 1
    PDF-Ausgaben 2002
    PDF-Ausgaben 2003
    RSS 2.0: Artikel
    RSS 2.0: Kommentare
    Anmelden
    Registrieren
    Impressum
    Disclaimer
    Kontakt
    Powered by Wordpress
  • Es war ganz anders!

    Unsere Geschichtsschreibung betrachtet vergangene Ereignisse nur unter dem Aspekt, die gesamte Geschichte als einen Proze? zu beschreiben, dessen Ziel die Gesellschaft unserer Gegenwart ist.
    Im Falle Echnatons ist es der angeblich erste Versuch den Monotheismus einzuf?hren. Da aus unserer Gegenwartssicht, der Monotheiismus die einzig wahre Religion ist, mu? genau dieser Aspekt herausgearbeitet werden.
    Es wird dabei leichtfertig dar?ber hinweggegangen, das in unserer aufgekl?rten Welt zwar von Monotheiismus gesprochen wird, diese angeblich einzigartige Gottheit aber in so vielen verschiedenen Auspr?gungen angebetet wird, dass man getrost von Polytheismus sprechen kann, es sei denn, Gott leide unter mehrfacher Schizophrenie.

    Echnaton lebte in einer Zeit, als die G?tter noch physisch auf der Erde wirkten. Sie hatten die Welt in Lehen aufgeteilt, und jeder Gott f?rdert die Menschen "seiner" Region nach Kr?ften. Da auch diese Herrschaften nicht an zwei Orten gleichzeitig sein konnten, ihre Lehen andererseits aber gro? waren, und sie sich leicht ablenken lie?en, kam es mehr als einmal vor das sich die als "Gutverwalter" eingesetzten menschlichen K?nige ohne Zuspruch "ihres" Gottes sahen. Ihnen blieb nichts anderes ?brig als nach eigenem Gutd?nken zu regieren. Da blieb es nicht aus, dass der eine oder andere K?nig seine Macht auf die Probe stellte, besonders wenn er sein Reich ohne seines Gottes praktische Hilfe vergr??ert hatte.
    In Echnatons Fall f?hrte er den Monotheismus ein. Seine Untertanen sollten sich die Anbetung "ihres" abwesenden Gottes abgew?hnen und gleichzeitig ihren Pharao als Oberpriester akzeptieren. Das kam einem Berufsverbot f?r die Kaste der Priester gleich, die von der Gl?ubigkeit ihrer Mitmenschen gut leben konnten.
    Echnaton hat sich also gleich an zwei Fronten Feinde gemacht, im "Himmel" und auf der Erde. Sein Untergang lie? auf sich warten, nur um dann umso vollst?ndiger zu sein. Wir wissen nicht, ob der damals zust?ndige Gott extra den Befehl erteilt hatte, ihn aus der Geschichte zu tilgen, oder ob Echnatons Untertanen aus eigner Kraft die Revolution vollbrachten, um dann alle Spuren des abtr?nnigen Pharaos zu verwischen BEVOR der zust?ndige Gott die Region besucht h?tte und vielleicht auch das Volk bestraft h?tte f?r die Vergehen des Echnatons.

    Wie wir sehen, lassen geschichtliche Ereignisse auch unter einer anderen Sichtweise betrachten. Jeder versucht in seiner Zeit das Beste aus seinem Leben zu machen und zwar f?r seine eigene Gegenwart, und nicht um Vorg?nge zu starten, die in einer fernen Zukunft irgendwelche Ergebnisse zeitigen. Echnaton hatte seine eigenen Motive und scheiterte am Ziel, denn seine Untertanen, die Menschen seiner Gegenwart waren nicht bereit ihm auf seinem Weg zu folgen. Die ist die Ursache, weshalb sich Utopien meist nicht verwirklichen lassen.
    nenn mich EO
    zu Ende denken