von Uli Thieme
Begonnen hat alles damit, da? am 24. Juni 1947 der Privatpilot Kenneth Arnold bei einem Flug ?ber den Mount Rainier-Gebirgszug im US-Bundesstaat Washington in etwa 47 Meilen [75,2 km] Entfernung 9 ihm unbekannte Objekte ersp?ht hatte. Nach Arnolds Landung beschrieb er Journalisten die Bewegung jener Objekte so: "Sie sind unberechenbar geflogen, so, als wenn man eine Untertasse ?bers Wasser schlittern l??t". Daraus machte der findige Reporter Bill Bequette die flying saucers (Fliegende Untertassen). Tats?chlich aber hatte Kenneth Arnold die unbekannten Objekte als "sie sahen wie Bumerangs aus" beschrieben. Doch da Bill Bequette nichts von Bumerangs berichtete, sondern von Fliegenden Untertassen schrieb, wurden bezeichnenderweise pl?tzlich ?berall saucers gemeldet, und keine boomerangs. Jedenfalls hatte die Presse ihr Sommerloch-Thema gefunden, und als dann auch noch eine Zeitung eine "Fangpr?mie" von 3.000 US-Dollar aussetzte, fand man pl?tzlich ?berall irgendwelches Material, das man den "Untertassen" zuschrieb.
Einer der ber?hmtesten "Finder" sollte Rancher Mac Brazel werden, der im Sommer 1947 in der Gemeinde Lincoln, New Mexico, eine Ranch der Familie Forster verwaltete. Er war in der Ein?de New Mexicos etwas weit weg vom aktuellen Trend der Zeit und hatte ohne Radio und ohne Telefon den Rummel um die "Untertassen" gar nicht richtig mitbekommen. Zwar hatte er Tage zuvor irgendwelche ungew?hnliche Tr?mmerst?cke auf einer Schafsweide liegen sehen, aber sich dabei keine all zu gro?en Gedanken gemacht. Doch dann wurde auch er vom "Untertassen-Fieber" infiziert, wie sein ?ltester Sohn Bill berichtete: "Am n?chsten Abend [Samstag den 5. Juli 1947] fuhr er nach Corona, und dort, bei einem Gespr?ch mit meinem Onkel Hollis Wilson und jemandem, den er von Alamogordo her kannte, h?rte er zum ersten Mal von den "Fliegenden Untertassen"-Berichten, die zu jener Zeit in dieser Gegend kursierten. Beide, Hollis und der andere Kollege aus Alamogordo, dachten, da? es durchaus m?glich w?re, da? Vater Teile von einem dieser Dinger aufgelesen hatte, und sie rieten ihm, damit zu den Beh?rden zu gehen. Vater war noch nicht ganz ?berzeugt, aber er wu?te, da? er dieses Zeugs niemals zuvor gesehen hatte."
Am Dienstag, den 8. Juli 1947 ver?ffentlichte dann ein "eagerbeaver", also ein strebsamer Pressesprecher der damaligen US Armee-Luftwaffe eine Presseerkl?rung, in der die Bergung einer "Fliegenden Untertasse" durch den Roswell Armee-Luftwaffenst?tzpunkt verk?ndet wurde. Da diese Nachricht ?ber die Fernschreiber der Associated Press und United Press Association verbreitet wurde, gelangte sie in Windeseile um die ganze Welt. Ein paar Stunden sp?ter wurde diese "Untertassen-Geschichte" von der US Armee wieder dementiert und als nichts anderes als die Teile eines abgest?rzten Wetterballons ausgegeben.
31 Jahre lang k?mmerte dieser "geschichtstr?chtige" Vorfall niemanden. Deshalb wurde auch nur der 50. Jahrestag 1997 ganz gro? gefeiert, w?hrend damals im Jahre 1972 in Roswell kein Mensch daran dachte den ebenso jubil?umsw?rdigen 25. Jahrestag zu feiern. Als das Wiedergeburts-Datum des sogenannte Roswell-Zwischenfalls gilt der 21. Februar 1978. Damals trat der kanadische UFO-Forscher Stanton T. Friedman in Baton Rouge, Louisiana, in einer TV-Talkshow ?ber UFOs auf. Bei dieser Fernsehstation arbeite ein Freund des 1947 beteiligten Zeugen Major Jesse Marcel. Er erz?hlte Friedman von Marcel, worauf Friedman am n?chsten Tag bei Marcel anrief. Erstaunlicherweise konnte sich Marcel bei diesem Telefonat aber weder an das genaue Jahr erinnern, noch hatte Marcel irgendwelche Zeitungsauschnitte, Unterlagen oder Notizen dar?ber gesammelt. Wie Friedman sp?ter auch eingestand, war es f?r ihn "sehr schwierig sich von Marcels Geschichte zu begeistern".
Im Laufe der darauffolgenden Jahre nahmen sich nun unz?hlige UFO-Forscher dieses Themas an und traten mit immer neuen Berichten, B?chern und "Zeugen" an die ?ffentlichkeit. Dabei gab es auch manche Kuriosit?t. So wollen z.B. die beiden Autoren Randle und Schmitt den Zeugen Edward M. Sager im August 1990 telefonisch gesprochen haben - obwohl der Mann schon 1951 verstarb. Aber nicht nur das. Es wurde gelogen, geschwindelt und manipuliert, so da? man sich als Fan des Roswell-Absturtzes so richtig verschaukelt vorkommen mu?te.
So wurden z.B. in einem Roswell-Buch von "Deutschlands gr??ter Ufologe" (Eigenwerbung) im Jahre 1996 eine eidesstattliche Versicherung eines Firsthand Zeugen eigenm?chtig in die w?rtliche Rede umgebastelt und dazu noch v?llig ungeniert den Namen einer Person darin eingef?gt, der im Original ?berhaupt nicht erw?hnt wird. (siehe hierzu: Uli Thieme "Neue UFO-Desinformation" in CENAP-REPORT Nr. 238, 1/97)
Wann und Wer hat die Tr?mmer tats?chlich gefunden?
Schon beim Datum, an welchem Tag der Rancher Mac Brazel die Tr?mmer gefunden hat, herrscht keine definitive Klarheit, da die Originalquellen von 1947 die Daten "14. Juni 1947" und "vor ein paar Tagen" fast gleichwertig erw?hnen. Allerdings sprechen drei wichtige Faktoren f?r den 14. Juni 1947 als den exakten Absturztag. Zum einen benennt der Hauptzeuge und Tr?mmerfinder Mac Brazel bei seinen Interviews mit AP-Reporter Jason Kellahin dieses Datum selbst. Zum anderen wird der zuerst kontaktierte Sheriff Wilcox zitiert, da? Brazel die Tr?mmer "vor etwa drei Wochen" aufgefunden hatte. Und zum Dritten erkl?rt ein weiterer Hauptzeuge, Major Jesse Marcel, da? der Absturz sich laut Mac Brazel "mehrere Tage" vor dem 5. Juli ereignet hatte.
Definitiv falsch ist auf jeden Fall der 4. Juli 1947, der bis heute in der UFO-Szene immer noch als das Roswell-Crash-Datum bezeichnet wird. In den Originaltexten von 1947 wird dieses Datum nirgends erw?hnt oder gar best?tigt. Und so wurde peinlicherweise der 50. Jahrestag an einem v?llig falschen Datum gefeiert.
Die abgest?rzten Tr?mmer hat dann entweder Mac Brazel am 14. Juni 1947 allein oder, wie in den damaligen Zeitungen von 1947 berichtet in Begleitung seines j?ngsten Sohnes Vernon entdeckt. Sicher ist, da? die beiden j?ngsten Kinder die Tr?mmerteile sp?ter dann mit eingesammelt haben. Und mit ziemlicher Sicherheit kann heute behauptet werden, da? der von dubiosen UFO-Forschern oft erw?hnte Nachbarsohn "Dee" Proctor damals nicht mit dabei war. Denn die einzige Quelle dieses Ger?chtes, seine Mutter Loretta Proctor, gibt selbst zu, da? sie nur "denkt", da? er dabeigewesen w?re!
Auch das Datum, wann der Rancher Mac Brazel die Bruchst?cke in Roswell gemeldet hat, ist umstritten. Tatsache ist allerdings, da? in der Presse von 1947 ?berwiegend der "Montag" als jener Tag angegeben wird, an dem Rancher Mac Brazel nach Roswell kam, um dort seinen Fund Sheriff Wilcox zu melden. Aus diesen Zeitdokumenten wird eindeutig ersichtlich, da? drei der wichtigsten Firsthand Zeugen - Mac Brazel, Jesse Marcel und Sheriff Wilcox alle den Montag als den Tag angeben, an dem Mac Brazel nach Roswell kam, um dort von den Tr?mmern zu berichten. Au?erdem wollte sich Brazel bei dieser Gelegenheit in Roswell gesch?ftlich bet?tigen, was er nur an einem verkaufsoffenen Werktag h?tte tun k?nnen, und ferner best?tigte Walter Haut, der damals die Presseerkl?rung ver?ffentlicht hatte, da? sich auf dem Milit?rflugplatz an jenem Wochende nichts Ungew?hnliches zugetragen hatte. Deshalb ist mit allergr??ter Wahrscheinlichkeit der Montag, der 7. Juli 1947 tats?chlich das Datum, an dem das Milit?r zum ersten Mal von Brazel?s "Fliegender Scheibe" erfuhr.
Hatte Mac Brazel die Tr?mmer ?berhaupt dabei?
Ob Mac Brazel, als er am 7. Juli 1947 nach Roswell kam, um seinen Fund zu melden, auch Teile des abgest?rzten Objekts mitgebracht hat, mu? ernsthaft angezweifelt werden. Denn gleich drei Aussagen sprechen eindeutig gegen diese Annahme.
Erstens wird in der allerersten, v?llig unzensierten schriftlichen Quelle, der United Press Association Fernschreiber ?bermittlung vom 8. Juli 1947 um 15:42 berichtet: "Brizell [sic] brachte das Objekt nicht in das B?ro des Sheriffs, sondern fuhr lediglich die 75 Meilen [120 km] von der Ranch nach Roswell, um seinen Fund zu melden."
Zweitens hat der zuerst aufgesuchte Sheriff Wilcox die Tr?mmerteile offensichtlich gar nicht selbst gesehen, da er stets nur Mac Brazel zitiert, der ihm wiederum die Tr?mmerst?cke beschrieb. Wilcox hat 1947 nie eine eigene Aussage, Angabe oder eine eigene Beschreibung zu den Tr?mmern gemacht.
Und Drittens erz?hlte Bill Brazel, der ?lteste Sohn von Mac Brazel, gegen?ber den Autoren Randle/Schmitt Ende 1988: "Sp?ter ging er [Vater] nach Roswell. Er transportierte es nicht dort hinunter, weil die Luftwaffe herauf kam und es mitnahm".
Die bislang g?ngige Annahme, da? die Presseerkl?rung der Milit?rs durch ihren Pressesprecher Walter Haut: "RAAF erbeutet Fliegende Untertasse..." in schriftlicher Form geschah, ist aufgrund der damaligen Dokumente und mangels fehlender Kopien nicht zu best?tigen. So ist etwa dem bereits erw?hnten allerersten, schriftlichen Dokument, der UPA-Fernschreibermeldung vom 8. Juli 1947 zu entnehmen: "Armee gab m?ndliche Bekanntmachung. Kein Text." Auch die letzten Interviewaussagen des Hauptzeugen Major Jesse Marcel deuten darauf hin, da? Walter Haut die Zeitungen und Rundfunkstationen nur telefonisch ?ber das Ereignis unterrichtet hat. F?r eine telefonische, sprich m?ndliche Presseerkl?rung spricht auch noch ein anderer Faktor. In den ersten Fernschreiber- und Zeitungsmeldungen wimmelt es von falschen Namensangaben. So wurde etwa Sheriff Wilcox als "Wilson", Mac Brazel als "Brizell"oder Walter Haut f?lschlich als "Warren Haught" benannt. Dies deutet auf sprachliche Mi?verst?ndnisse hin, die es bei einer schriftlichen Textvorlage wohl kaum gegeben h?tte!
Auch erw?hnen die Zeitungen von 1947 (mit Ausnahme des Las Vegas Review-Journal) nichts dar?ber, da? Walter Haut im Namen von Blanchard gehandelt hat. Vielmehr wird, wie der Roswell Daily Record in seinem ersten Artikel berichtet, das Nachrichtenb?ro von Jesse Marcel als die Quelle der "Untertassen"- Information genannt und nicht die Kommandantur von Oberst William Blanchard. V?llig haltlos ist die h?ufig ver?ffentlichte Behauptung, Oberst Blanchard h?tte Walter Haut die Presseerkl?rung "diktiert". Dies kann durch die Dokumente von 1947 nicht nachgewiesen werden und wird von Walter Haut selbst auch nicht best?tigt.
Gab es noch andere Absturzstellen?
Au?er der Geschichte von Barney Barnett, der bei Socorro auf den Plains of San Agustin ein abgest?rztes au?erirdisches Raumschiff gesehen haben will, und dessen Geschichte schon lange als "reine Story" aufgekl?rt gilt, sind alle anderen Absturzorte, drei an der Zahl, auf nur zwei "Zeugen" zur?ckzuf?hren. N?mlich Frank Kaufmann (alias Joseph Osborne, alias Steve MacKenzie, alias Mr. X) und Jim Ragsdale. Beide sind nachweislich M?rchenerz?hler. Jim Ragsdale, der 1995 starb, hat nicht nur zwei v?llig unterschiedliche Aussagen und Absturzstellen geschworen, sondern sich sogar schriftlich seine letztgenannte Absturzstelle als "Die Jim Ragsdale Ereignis- und Absturzstelle" best?tigen lassen. Diese garantierte ihm - und nach seinem Tod seiner Tochter Judy Lott - von der Vermarktung dieser Absturzstelle 25 0es Brutto-Betrages. Ursache seiner "Absturzort-Verlegung" war die Weigerung des Besitzers der Corn-Ranch, Hub Corn, das Land der "ersten Absturzstelle" zu verpachten. Keiner der Firsthand Zeugen, sowohl noch lebende, als auch bereits verstorbene, hat jemals eine andere Absturzstelle, als die auf der Brazel/Forster-Ranch erw?hnt. Es gibt definitiv keine Beweise f?r eine zweite, dritte oder sonstige Absturzstelle.
Gab es tote oder lebende Aliens?
In der g?ngigen Roswell-Literatur wird z.B. immer wieder gerne behauptet, da? der Tr?mmerfinder und Kronzeuge Mac Brazel angeblich zu Frank Joyce, dem damaligen Radiosprecher von Sender KGFL, w?rtlich gesagt haben soll: "Frank, Du wei?t, wie sie von kleinen gr?nen M?nnchen sprechen ? ... Sie waren nicht gr?n." Aber hat Mac Brazel diesen Ausspruch ?ber die "kleinen, gr?nen M?nnchen" ?berhaupt verlauten lassen? Nein, denn Frank Joyce hatte diese Worte von jemanden ganz anderem geh?rt, n?mlich von Walter E. Whitmore. Dieser erz?hlte Joyce von verr?ckten Geschichten mit kleinen, g?nen M?nnchen und der Schelm Frank Joyce legte sp?ter dann kurzerhand diesen Ausspruch in den Mund von Rancher Mac Brazel.
Ein weiterer "Hauptzeuge" ist der ehemalige Leichenbestatter Glenn Dennis. Dieser ist wiederum ein langj?hriger Freund von Ex-Pressesprecher Walter Haut. Aber Dennis hatte Haut bis zum Jahre 1989 nie etwas ?ber diese au?erirdischen Leichen erz?hlt. Glenn Dennis Story basiert auf den angeblichen Schilderungen einer Milit?rkrankenschwester namens Naomi Maria Selff, die im Sommer 1947 im Krankenhaus des Roswell-Armee-Flugplatz au?erirdische Leichen gesehen haben will. Allerdings haben milit?rische und private Ermittler alle Unterlagen des Krankenhauses aufgefunden. So auch die gesamten Morgenberichte und andere Personal-Dokumente von 1947, die aufzeigen, wer wann wo Dienst gehabt hat usw. Sie haben auch alle Krankenschwestern identifiziert, die dem St?tzpunkt 1947 zugeteilt waren und wann sie zugeteilt und versetzt wurden, doch Glenn Dennis Krankenschwesterwird darin nicht aufgelistet. Es ist eindeutig bewiesen, da? es die Krankenschwester, auf die sich der "Zeuge" Glenn Dennis bezieht, nicht existiert. Sie ist nur ein Produkt seiner Phantasie.
Die "Zeugen" Kaufmann (alias Osborne/MacKenzie/Mr.X) und Ragsdale, die ebenfalls von abgest?rzten Roswell-Aliens berichten, k?nnen f?r ihre Angaben nicht nur keinerlei Beweise vorlegen, sondern haben, wie in der Dokumentation aufgezeigt wird, nachweislich M?rchengeschichten fabriziert und stellenweise sogar gelogen. Die restlichen Secondhand Zeugen k?nnen nur vom H?rensagen Geschichten weitererz?hlen, aber auch hierzu keinerlei Beweise vorlegen. Somit mu? die Frage, ob es nun au?erirdische Leichen gab, mit einem klaren Nein beantwortet werden, da keiner der historisch belegbaren Firsthand Zeugen jemals Au?erirdische oder Leichen Au?erirdischer gesehen, oder diese erw?hnt hat. Diese M?rchen erschienen erst ab 1980, bzw 1991 auf dem B?chermarkt oder im TV. Die "Au?erirdischen von Roswell" sind eindeutig eine Erfindung und haben mit der Realit?t und den Ereignissen vom Juli 1947 nichts zu tun.
Dadurch, da? die US-Luftwaffe in Washington D.C. am 24. Juni 1997 einen zweiten Bericht zu Roswell: The Roswell Report - Case Closed [Der Roswell Bericht - Fall abgeschlossen]der Presse vorstellte, wird seit neuestem in der UFO-Szene behauptet, das US-Milit?r insgeheim damit eingesteht, da? es bei Roswell doch Aliens gegeben hat. Aber diese Annahme ist ein Trugschlu?, denn umgekehrt wird ein Schuh daraus. Das US-Milit?r hat n?mlich einfach nur die Aussagen der zum Teil bereits als L?gner entlarvte Zeugen, wie z.B. die von Gerald F. Anderson "ernst" genommen. Es ist nur deshalb auf diese Geschichten eingegangen, um sich hinterher nicht vorzuwerfen zu lassen, da? sie irgendwelche Aussagen ignoriert h?tte. Deshalb ist die Erkl?rung mit den "Dummies" auch wirklich nur ein Versuch um bestimmten Ger?chten zu erkl?ren, und nicht um etwas bei Roswell zu vertuschen.
Interessanterweise hat der Mitbegr?nder der Roswell Initiative, Kent Jeffrey im September 1996 in Tucson, Arizona, das Jahrestreffen der damaligen 509. Bombergruppe von Roswell besucht. Mit f?nfzehn ehemaligen B-29 Piloten und zwei Navigatoren, die im Juli 1947 in Roswell stationiert waren, konnte er pers?nlich sprechen. Keiner dieser ehemaligen Soldaten hatte zu dieser Zeit je etwas ?ber die Bergung eines au?erirdischen Raumschiffes geh?rt. Jack Ingham, ein ehemaliger Oberstleutnant, erkl?rte dazu: "Die 509. war eine sehr eng zusammengeh?rige Gruppe und es bestand keine M?glichkeit, da? ein solch spektakul?res Ereignis wie die Bergung eines abgest?rzten Alien-Raumschiffes von einer anderen Welt h?tte stattfinden k?nnen, ohne da? man es auf dem St?tzpunkt erfahren h?tte."
Ger?chte, Ger?chte und keines ist wahr
Immer wieder wird behauptet, da? das Milit?r bei der Bergung der Tr?mmer auf der Forster-Ranch ?bernachtet h?tte. Doch lediglich Major Jesse Marcel erw?hnt als einziger Zeuge diese ?bernachtungs-Geschichte. Aber dies tat er auch nicht gleich von Anfang an, sondern erst ab seinem zweiten Interview. Der zweite Firsthand Zeuge, Oberstleutnant Sheridan Cavitt, der laut Marcel mit auf der Ranch ?bernachtet haben soll, erkl?rt dagegen eidesstattlich, da? diese ?bernachtungsgeschichte v?llig erfunden sei.
Ebenso wird unbewiesen behauptet, da? auch der Kommandant des Roswell-Armeeflugplatzes, Oberst Blanchard, die Absturzstelle besichtigt h?tte. Diese Spekulation beruht lediglich auf den Angaben eines 3.Hand Zeugen, der zudem noch eingesteht, von dem Vorfall nicht viel zu wissen. Dokumente von 1947 beweisen dagegen, da? Blanchard am 9. Juli 1947 f?r 21 Tage in den Urlaub ging, und keiner der beteiligten Firsthand Zeugen erw?hnt, da? auch ihr Chef zu der Absturzstelle fuhr.
Ein weiteres Ger?cht besagt, da? auch Brigadegeneral Arthur E. Exon von UFO-Material geh?rt haben will, das in verschiedenen Laboratorien Tests unterzogen wurde und da? er sogar selbst ?ber die Roswell-UFO-Absturzstelle geflogen sei. 1992 erkl?rte Brigadegeneral Arthur Exon allerdings gegen?ber dem Roswell-Forscher Karl T. Pflock, da? seine Geschichte ?ber die Tr?mmerteile und den Leichen auf Wright Field, nichts weiter als Ger?chte waren, die er geh?rt hatte. Er sei zwar tats?chlich nach dem Juli 1947 ?ber mehrere Stellen in New Mexico geflogen, aber dies geschah bei Eins?tzen die nichts mit dem Roswell-Zwischenfall zu tun hatten. Demnach war Exons beim Roswell-Zwischenfall in keiner Weise involviert.
Was st?rzte nun ab?
Die Aussagen der tats?chlich beteiligten Hauptzeugen ?ber die im Sommer 1947 auf der Forster-Ranch vorgefundenen Bruchst?cke ?hneln sich. Dies gilt vor allem bei folgenden ?bereinstimmungen:
? mattsilbriges, aluminiumfolien?hnliches, d?nnes Material
? kleine, br?unliche St?cke, die wie Balsaholz aussehen
? Klebeb?nder mit r?tlichen, pastellfarbenen Markierungen darauf
? Ballon- und Gummiteile
? kleine Bruchst?cke, keine gro?en Teile
In der Roswell-Dokumentation wird pr?zise aufgef?hrt, da? diese Beschreibungen exakt den Bestandteilen jener Ballonz?ge entsprechen, die bei dem 1947 getesteten geheimen Projekt MOGUL Verwendung fanden. MOGUL war der Codename f?r ein Projekt, das 1947 nicht nur streng geheim war, sondern auch die Priorit?t "Top Secret A-1" hatte. Eine Geheimhaltungsstufe, die 1947 nur noch dem "Manhatten Projekt" zugeteilt wurde, der Entwicklung der A- und H-Bombe. Erst in den 70er Jahren wurde "Projekt MOGUL" deklassifiziert. Mit Projekt MOGUL sollte in der Tropo- und Stratosph?re die Schockwellen von Raketen, die die Schallmauer durchbrachen, gemessen und registriert werden. F?r die damalige Zeit war jedoch viel bedeutsamer, da? mit dieser Methode eine Atombombenexplosion festgestellt, und dadurch die Z?ndung der ersten russischen Atombombe erkannt werden konnte. Im sp?ten Mai 1947 begann das Team von Projekt MOGUL im Bundesstaat New Mexico aktiv zu werden. Die dabei benutzten Ballonz?ge bestanden aus 3 bis 7 Neoprene-Ballone an denen 3 bis 5 Radarreflektoren vom Typ MC-307, und diverse Instrumente angeh?ngt waren. Jeder der Reflektoren hatten eine Seitenl?nge von ca. 1 Meter und wurde laut Aussagen des beteiligten Wissenschaftlers Charles B. Moore, bis zu diesem Zeitpunkt nicht in New Mexico eingesetzt.
Auf Grund der Winddaten des National Weather Service von Anfang Juni 1947 konnte der am Projekt MOGUL beteiligte Wissenschaftler, Dr. Charles B. Moore die exakte Flugrichtung von MOGUL Flug Nr. 4 vom 4. Juni 1947, rekonstruieren. Dieser Ballonzug, der als der Verursacher der Tr?mmerteile gilt, konnten bis zum Ort Arabela, nur 17 Meilen von der Forster Ranch entfernt, verfolgt werden, als der Kontakt abbrach. Charles B. Moores nachkonstruierte Absturzstelle ist fast identisch mit der auf der Forster-Ranch. Mehr noch. Auch die beiden Hauptzeugen Major Jesse Marcel und Mac Brazel nahmen die Flugrichtung auf der Achse S?dwest/Nordost an, genau so, wie die von Mogul Flug Nr. 4.
Einige der beteiligten Zeugen, wie z.B der Finder der Tr?mmerteile, Mac Brazel, erkl?ren, da? das was sie gefunden hatten, nicht einem Wetterballon ?hnelte. Nach Aussage von Professor Charles B. Moore, konnten die Leute, die diese Bruchst?cke auffanden, auch gar nicht wissen, um was es sich dabei handelte, weil es 1947 in New Mexico bis zum Eintreffen der MOGUL-Gruppe keine dieser Radarreflektoren gab. Demnach war es unm?glich, da? Rancher Mac Brazel jemals zuvor einen davon gesehen hatte.
Cover-up, Repressalien, Schw?re?
Ja, es gab beim Roswell-Zwischenfall tats?chlich ein Cover-up, also eine Vertuschungs-Aktion durch das US-Milit?r. Doch diese Aktionen hatte nicht etwa den Sinn, die "Bergung eines abgest?rzten UFOs" zu vertuschen, sondern vom Top-Secret Projekt MOGUL abzulenken. Die erste Aktion fand in General Roger Rameys B?ro am 8. Juli 1947 statt. Dabei wurden die "Mogul-Ballon-Reste" als diejenigen eines ganz normalen "Raywin-Wetterballons" ausgegeben. Die zweite Aktion war ein Artikel in der Alamogordo News vom 10. Juli 1947. Dort wurde ein Bericht mit der ?berschrift ver?ffentlicht: "Die Phantasie der ?Fliegenden Scheiben? wird hier aufgek?rt: Zeitungsreporter beobachtet, wie eine Armee Radar Einheit eine ?Scheibe?startet". Der am Projekt MOGUL beteiligte Wissenschaftler Charles B. Moore erkl?rt dazu, da? der Bericht in der Alamogordo News ein guter Schutz daf?r war, um die Presse vom streng geheimen Projekt MOGUL abzulenken.
Die in diesem Zusammenhang oftmals erw?hnten Repressalien oder Geheimhaltungs-Schw?re, gab es nachweislich nicht. Von den Firsthand Zeugen erw?hnt nur Bill Rickett, da? ihm sein Vorgesetzter Sheridan Cavitt angemahnt h?tte, da? er alles vergessen solle. Ricketts Boss, Sheridan Cavitt, erkl?rt jedoch dazu eidesstattlich, da? er dies nicht getan hat. Tatsache ist auch, da? gleich 6 Firsthand Zeugen best?tigen, da? sie keinen Eid ablegen mu?ten, und auch keinerlei Repressalien durch das Milit?r oder der Regierung ausgesetzt waren.
Die "Milit?r-S?uberungsaktion", die im Juli 1947 angeblich in den einzelnen Redaktionsstuben stattgefunden haben soll, st?tzt sich lediglich auf eine nicht eidesstattlich versicherte Aussage von Frank Joyce. Dagegen versichert der Radioreporter Georg Walsh, der 1947 bei KSWS t?tig war, eidesstattlich, da? eine solche Milit?raktion nicht stattgefunden hat.
In verschiedenen Publikationen wird in Bezug auf die Bergung angeblich abgest?rzter, au?erirdischer Raumschiffe immer wieder gerne der Ingenieur im Verkehrsministerium der kanadischen Regierung, Wilbert B. Smith genannt. Smith will von dem amerikanischen Wissenschaftler Dr. Robert Sarbacher ?ber die Bergung von UFOs mitgeteilt bekommen haben: "Die Angelegenheit ist das Thema mit der h?chsten Geheimhaltungsstufe in den Vereinigten Staaten und rangiert sogar noch ?ber der der Wasserstoffbombe." Der Autor Charles G. Hibbard wei? in einem Bericht ?ber streng geheime A-Bombenabwurf?bungen der 509. Bombergruppe, die Anfang der 40er Jahre stattfanden, zu berichten, da? damals etwa 300 FBI-Agenten daf?r sorgten, da? die Sicherheitsma?nahmen eingehalten wurden. Wenn man nun bedenkt, da? eben diese 509. Atom-Bombengruppe an der Bergungsaktion eines au?erirdischen Raumschiffes beteiligt gewesen sein soll, deren Geheimhaltungsstufe sogar noch ?ber der der Wasserstoffbombe gelegen haben soll, dann h?tten die Sicherheitsvorkehrungen das selbe Ausma? haben m?ssen. Konkret h?tte dies bedeutet, da? in und um Roswell im Sommer 1947 mindestens dieselbe Anzahl von 300 FBI-Agenten f?r die ?berwachung der Sicherheitsvorkehrungen eingesetzt worden w?ren.Tatsache ist jedoch, da? w?hrend des Roswell-Zwischenfalls, au?er Nachrichtenoffizier Major Jesse Marcel und den Spionageabwehrleuten Sheridan Cavitt und Lewis S. Rickett, keine weiteren "Sicherheits-Agenten" genannt werden. Au?erdem teilte der im Roswell-Fall ermittelnde FBI-Agent Major Edwin Kirton seine Vorgesetzten per Fernschreiben. vom 8. Juli 1947 mit, da?, "keine weiteren Untersuchungen" eingeleitet werden. Aus diesem Sachverhalt l??t sich folgern, da? es eine "Top Secret" Bergungsaktion im Juni oder Juli 1947 in und um Roswell nicht gegeben hat.
Eine einfache und logische Quintessenz!
So bleibt nur noch die Frage, weshalb das Milit?r 1947 ?berhaupt diese Information einer "Fliegenden Untertasse" herausgegeben hatte. Doch bei einem genauen Studium der vorliegenden Dokumente und Zeugenaussagen die in der Dokumentation "50 Jahre Roswell - Ein UFO-Mythos st?rzt ab" abgedruckt sind, kann auch hier eine logische und in sich schl?ssige Antwort gegeben werden:
Mac Brazel hat die aufgefundenen Tr?mmerteile nicht nach Roswell mitgebracht, sondern kam zu Sheriff George Wilcox und erz?hlte, da? er "vielleicht" eine fliegende Scheibe gefunden habe. Sheriff Wilcox hat die Teile selbst nicht gesehen, vertraute auf die Aussagen von Mac Brazel und berichtete den Fund der "vielleicht" Fliegenden Scheibe telefonisch an Major Jesse Marcel, der wiederum gleich nachdem er den Bericht erhalten hatte, aufbrach, um zu der Gegend zu gelangen, wo die Scheibe gefunden wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte au?er dem Finder Mac Brazel noch niemand in Roswell die Tr?mmer pers?nlich gesehen.
Marcel selbst sagt aus, da? in der Zwischenzeit einen ?bereifriger Pressesprecher davon geh?rt hatte. Dieser rief dann UPA an und unterrichtete sie ?ber den Fund. Dies bedeutet konkret, da? w?hrend Marcel, Cavitt und Rickett zusammen mit Brazel auf der Forster-Ranch waren um die Tr?mmer einzusammeln, parallel dazu Pressesprecher Walter Haut die Presseerkl?rung herausgab, noch bevor irgendjemand in Roswell die Tr?mmer tats?chlich gesehen hatte!
Walter Haut hat auch immer erkl?rt, da? er die Tr?mmer nie mit eigenen Augen gesehen hat.Die "Untertassen-Story" war dann via UPA in Windeseile ?berall verbreitet worden. Auf Grund dieser UPA-Meldung erhielt Stabschef Thomas DuBose in Fort Worth einen Telefonanruf von Generalmajor Clements McMullen, Stellvertretender Kommandant des Strategischen Luftwaffen Kommandos. Er fragte, was DuBose ?ber das Objekt wu?te, das au?erhalb von Roswell geborgen und ?ber das in der Presse berichtet wurde. DuBose rief daraufhin Oberst William Blanchard, Kommandant auf dem Roswell Armee Luftwaffen St?tzpunkt an und wies ihn an, das Material in einem versiegelten Beh?lter zu ihm nach Fort Worth zu schicken. Dies bedeutet wiederum, da? Obert William Blanchard die Anweisung, die Tr?mmer nach Fort Worth zu fliegen, nur deshalb bekam, weil die UPA- und AP-Berichte die Herren in Washington neugierig gemacht hatte, und nicht deshalb, weil die gefundenen Tr?mmerteile bewiesen, da? es sich um ein au?erirdisches Raumschiff handelte.
So ist es auch nicht verwunderlich, da? zwei der wichtigsten Hauptzeugen identisch res?mierten. Major Jesse Marcel: "Ich hatte das Ganze fast schon aus meinem Ged?chtnis gel?scht". Und Hauptmann Sheridan Cavitt erz?hlte: "Tatsache ist, da? ich mich nicht erinnern kann, da? der Zwischenfall als irgend etwas Gro?artiges nochmals erw?hnt wurde, und ich habe nicht einmal mehr daran gedacht, bis ich lange nach meiner Pensionierung vom Milit?r, von UFO-Forschern kontaktiert wurde".
Wer die in der Roswell-Dokumentation abgedruckten Originalquellen und Zeugenaussagen vorurteilsfrei und sorgf?lltig analysiert, kommt zu dem zweifelsfreien Ergebnis, da? die von Rancher Mac Brazel am 14. Juni 1947 aufgefundenen Tr?mmer nicht von einem au?erirdischen Raumschiff abstammen. Die Teile sind vielmehr Reste des abgest?rzten MOGUL-Ballonzuges Nr. 4, welcher am 4. Juni 1947 von Alamorgordo aus gestartet wurde. Die bei dem Absturz angeblich vorgefundenen "au?erirdische Leichen" existieren nachweislich nicht, sondern sind nur das Phantasieprodukt von Scharlatanen. Aber leider hat es den Anschein, da? aus rein ?konomischen Gr?nden heraus der Roswell-UFO-Mythos noch etliche Jahre weiter vermarktet werden wird, wie den Worten von Roswells B?rgermeister Thomas E. Jennings zu entnehmen ist: "Wir entwickeln eine andere Industrie in Roswell und die hei?t Tourismus. Der "UFO Crash" ist uns in den Scho? gefallen und wir versuchen davon zu profitieren." Und nicht vergessen werden sollte auch noch der Fakt, da? die angebliche "UFO-Bergung" bei Roswell vehement von jenen Leuten "am Leben gehalten" wurde und sicherlich auch weiter wird, die fast ausschlie?lich von der "Ufologie" ihren Lebensunterhalt bestreiten - also diesen Gesch?ftszweig zu ihrem Beruf auserkoren haben.
Vielleicht sind nun einige LeserInnen genauso entt?uscht, wie es der Autor dieser Zeilen war. Auch er hatte anfangs an einen UFO-Absturz bei Roswell "geglaubt". Doch nach jahrelanger intensiver Recherche der Originalaussagen und Dokumente und dreier Besuche 1993 und 1995 vor Ort in Roswell und Socorro, mu?te er die alte Volksweisheit best?tigen, die da lautet "Glauben hei?t: Nicht wissen !". Wer die echten und historisch belegten Fakten und Aussagen der tats?chlich auch am Roswell-Zwischenfall beteiligten Personen von 1947 kennt, der glaubt nicht mehr an einen "UFO-Absturz" bei Roswell !
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