[Doku] Why we fight - Amerikas Kriege (von 2003)

  • [Doku] Why we fight - Amerikas Kriege (von 2003)

    Why we fight - Amerikas Kriege

    Dokumentarfilm, USA 2003, ARTE, Regie: Eugene Jarecki, 90 Min.

    Eine Zusammenfassung: Warum wir kämpfen

    Die Dokumentation beginnt mit der Feststellung, dass die amerikanische Bevölkerung kein Geschichtsbewußtsein hat und keine Erinnerung an die amerikanische Außenpolitik der letzten Jahre.

    Seit dem 2. Weltkrieg bis heute hat Amerika Jahr für Jahr in einem anderen Land Krieg geführt. Eindrucksvoll wurde diese Information auf einer Weltkarte demonstriert auf der ein Zähler die Jahreszahlen 1945 bis 2002 zeigte, und immer ein anderes Land aufblitzte.

    Der scheidende US-Präsident Dwight D. Eisenhower, der während des 2. Weltkriegs 5 Sterne General war, warnte 1961 in seiner Abschiedsrede vor der zunehmenden Verschränkung von Militär und Industrie und des wachsenden Einflusses dieses "industriellen-militärischen Komplexes" auf die Politik der Vereinigten Staaten. Im 2. Weltkrieg wurde mit "Pearls Habour" die amerikanische Wirtschaft auf Kriegsrüstung umgestellt. Nach dem Krieg, so berichtete Eisenhowers Sohn über seinen Vater, hatte dieser immer zu kämpfen gehabt, das Militär an seinen überzogenen Forderungen zur Aufrüstung zu hindern und gleichzeitig den Kongress zu mäßigen , nicht soviel Geld in die Rüstung zu stecken. Eisenhower sagte in seiner Abschiedsrede auch: Wehe Amerika, wenn ein neu gewählter Präsident weniger vom Militär versteht, als ich!

    In der Dokumentation wurden ein paar Einzelschicksale beschrieben, um den Verlauf der geschichtlichen Entwicklung zu illustrieren. Da war als erstes der pensionierte Polizist, der bei dem Anschlag auf das World Trade Center seinen Sohn verlor und nicht einmal ein Grab hatte, zu dem er hätte gehen können. Der erzählte, das er gerne irgendetwas gehabt hätte,
    was an seinen Sohn erinnern würde, weil der so spurlos verschwunden sei. Und er stimmte Präsident Bush zu, den Krieg gegen den Irak zu beginnen, wenn es Hinweise gäbe, das der Irak Al Kaida unterstützt. Dies wurde durch die Pressekonferenz des Präsidenten unterstützt, wo er sagte: "Wir haben Beweise, das der Irak AL Kaida unterstützt, die ja für den Anschlag auf das World Trade Center verantwortlich sind!"

    Der Polizist berichtete, wie er sich daran erinnerte, das sie als Soldaten im Vietnamkrieg immer die Namen gefallener Kameraden auf Bomben und Granaten schrieben, um sie so zu widmen. Er fragte per EMail bei allen militärischen Stellen an, die er kannte.

    Es wurden die beiden Stealthbomberpiloten interviewt, die den ersten Angriff auf Bagdad flogen. Mit zwei Maschinen: "Das Oberkommando ging nicht davon aus, das beide Maschinen den Hin- und Rückweg schaffen würden." wie einer der beiden Piloten trocken bemerkte. Es ging um den Versuch, die irakische Führung zu enthaupten, durch einen Präzisionsangriff auf einen von Saddams Palästen, wo er und sein Stab vermutet wurden.

    Es folgte eine Einführung in die Entwicklung der Präzisionsbomben, die zum Teil lasergelenkt meterdicke Wände durchschlagen um dann mitten im Gebäude zu explodieren. Es war für die Öffentlichkeit ein Bildschirmkrieg im Stil eines Computerspiels. Denn das hatte die amerikanische Führung aus dem Vietnamkrieg gelernt. Es durfte keine toten Soldaten
    auf amerikanischer Seite geben! Zumindest durften sie nicht gezeigt werden. Die hohen Verlust in Vietnam und die soziale Ungerechtigkeit, das sich die Jungs der Mittelschicht vor der Wehrpflicht drücken konnten, die Söhne der "Armen" aber nach Vietnam mußten, wo sie den hohen Blutzoll zahlten, führte dann zur Abschaffung der Wehrpflicht in Amerika und zur Einführung der "Freiwilligenarmee".

    Die Stealthbomber kehrten beide zurück, aber der Angriff hatte Saddam nicht getroffen! Das Kamerateam machte sich auf die Spurensuche in Bagdad und fand die Einschlagstelle der ersten Bomben. Sie hatten die Nachbarschaft von Saddams Palast getroffen, einfache iranische Bürger. Ein alter Viehhirte, der auch zu den Betroffenen gehörte sagte: "Sie wollten uns von Saddam befreien, das war ja gut, aber was machen sie als aller erstes? Sie werfen Bomben auf uns irakische Bürger. Das ist nicht nett, wirklich nicht nett!"
    Der Oberarzt eines Bagdadter Krankenhauses zeigte sein Totenbuch: "Sehen sie, sehen sie die Berufe der Toten!" - nur jeder 4. oder 5. Tote war Soldat, alle anderen waren als Zivilisten aufgelistet.

    Der pensionierte Polizist hatte dann nach langer Wartezeit Antwort vom amerikanische Milit?r bekommen. Als Anhang den ganzen Vorgang, wie eine Dienststelle seine Anfrage an die nächst höhere weitergeleitet hatte. Und zum Schluß vom Oberkommando die lapidare Aussage: "Klar, machen wir! Semper Fidelis!". Dazu dann das Foto einer 1 Tonnen-Bombe, mit dem Namen des Sohnes drauf, ausgeröstet unter einem Flugzeug auf einem Flugzeugträger. Dazu die Vollzugsmeldung, mit der Bemerkung, der Angriff wäre ein voller Erfolg gewesen!"

    Der zweite Weltkrieg hatte die amerikanische Wirtschaft auf die Rüstung ausgerichtet, was für die Unternehmer ein riskofreies Geschäft war. Man mußte den Kongress nur dazu bringen, immer neue Waffen zu kaufen! Der Start dieser perfiden Unternehmung begann schon im zweiten Weltkrieg, als Japan ein halbes Jahr lang verzweifelt versuchte zu kapitulieren. Allerdings wurden alle Versuche in dieser Richtung von Washington ignoriert, denn die Atombombe war noch nicht fertig. Sie mußte geworfen werden, um den Amerikanern die Geschichte zu verkaufen, dass nur durch den Abwurf der schrecklichen A-Bomben einer Million amerikanischen Soldaten das Leben gerettet wurde! Gleichzeitig war dies der Beginn für die Atom-Rüstung.

    Es wurde eine Waffenmesse gezeigt, wo die Militärs "einkaufen" gingen. Der Vertreter eines Rüstungskonzerns sagte: "Wir verkaufen nicht nur Waffen, sondern komplette Problemlösungen. Wenn sie immer das gleiche Auto angeboten bekommen, kaufen sie irgendwann kein neues mehr, weil das alte eigentlich noch fährt. Heute muß man die Militärs bei der Lösung ihrer Probleme rundum unterstützen!"

    Seine Äusserungen waren vielschichtig: Zum einen mu?ße dem Militär geholfen werden, den Kongress dazu zu bringen, die gewünschten Waffen zu bezahlen. Dies erledigten Lobbyisten in den Ministerien und im Kongress. Dann mußten die Waffen eingesetzt werden, um auch Nachschubbedarf zu erzeugen. Dies wurde von militärischen Stabsabteilungen vorbereitet. Es wurde eine Frau gezeigt, die 20 Jahre lang in der Armee gedient hatte, zuletzt als Oberleutnant in verschiedenen Stabsstellen.

    Sie berichtete, wie sie nach Afrika geschickt wurde, um verschiedene Strategiepapiere vor Ort zu erstellen. Sie sagte: "Man konnte richtig fühlen, das es Krieg geben würde (Somalia). Und später war es schon seltsam, den amerikanischen Präsidenten auf Pressekonferenzen im Fernsehen Dinge sagen zu hören, die wir Jahre vorher in unseren Stabsstellen erarbeitet hatten!"

    Ein Kongressabgeordneter, der als Lobbyist tätig war, bekam sofort in der Rüstungsindustrie einen dreimal höher dotierten Posten, als er es als Abgeordneter gewöhnt war. Man nennt das Schwingtürverfahren. Der ehemalige Abgeordnete hat dann die Aufgabe, engen Kontakt zu den ehemaligen Kollegen und Ministeriumsbeamten zu halten. So wurde schon im Vorfeld der gesetzliche Rahmen so vorbereitet, das die Anschaffung neuer Waffensysteme und die Ausweitung des Verteidigungshaushalts nicht durch irgendwelche Gesetze verzögert oder vereitelt wird. Die Verquickung von Lobbyisten und Kongress geht mittlerweile so weit, dass kein Abgeordneter mehr zur Abrüstung aufrufen kann. Das B1-Bomberprogramm ist z.B. mit seinen Produktionsstätten so über die Vereinigten Staaten verteilt, dass ein Abgeordeter, der Geld bei den Militärkosten einsparen will, die Produktionsstätte in seinem Wahlkreis geschlossen bekommt. Dann verlieren 100 Leute ihren Job, was den Abgeordneten bis zu 400 Stimmen kosten kann, je nachdem wieviel Familienmitglieder über diesen Rüstungsjob mitversorgt wurden.
    Die Presse ist so patriotisch aufgestellt, das keiner, der im Kongress eine Meinung gegen den Krieg ausdrückt, eine mediale Unterstützung bekommt. Wenn man bekannt werden will, muß man sagen, was erwartet wird.

    Zur Vorbereitung des Irakkrieges wurden noch die Gesetze geändert. Normalerweise beschließt der Kongress, ob Krieg geführt wird, oder nicht. Jetzt hat der Präsident die alleinige Macht, den Kriegsgang zu entscheiden, ohne Einflussnahme des Kongresses. Ein Umstand der in einer Einspielung von einem Kongressabgeordneten während einer Rede beklagt wurde. Er
    sagte: "Der Kongress ist seiner Verantwortung vor dem amerikanischen Volk nicht nachgekommen! Mit keiner Silbe wurde die Notwendigkeit zu diesem Krieg in diesem Hause diskutiert. Man könnte eine Stecknadel fallen hören, so ruhig ist es im Kongress. Hören sie?" und dann schwenkte die Kamera von dem Abgeordneten weg in den Kongresssaal und der Saal war bis auf 4, 5 Plätze leer!

    Der Kongress, die Rüstungskonzerne und die Ministerien sind so miteinander verfilzt, das sie auf "demokratischem" Wege nicht mehr zu trennen sind. Die Korruption hat Formen angenommen, wie man es nur von 3.Welt Ländern kennt. Wenn es eine gute Idee scheint, Hilfsaufgaben beim Militär von Privatfirmen machen zu lassen, dann wird dazu eine Studie beauftragt. Diese bringt natürlich das gewünschte Ergebnis und schon werden Firmen wie Halliburton zu Auftragsnehmern des Staates.
    Das Dick Cheney Hauptaktionär der Firma ist, ist nur Zufall. Und das sein Privatvermögen von 1,32 Mio $ auf 32 Mio $ anwächst, hat auch nichts mit Bereicherung im Amt zu tun! Leider stellte sich raus, das die Firma einige Aufträge doppelt abgerechnet hat, oder Rechnungen für nicht erbrachte Leistungen erstellt hat. So ein Kenner der Szene.

    Die "Privatfirmen" erbringen nicht nur Hilfsleistungen wie Wäschewaschen, Versorgungslogistik und Putzdienste für die Truppen. Mittlerweile erbringen Söldnergruppen die "Leistungen", die die reguläre Armee aufgrund verfassungstechnischer Regulierungen gar nicht erbringen darf. Als Beispiel seien die "Verhörspezialisten" genannt, die an vielen Orten der Welt
    "Terroristen", bzw. gekidnappte Menschen, die als solche bezeichnet werden, "vernehmen".

    Die Präzisionsbomben und die Freiwilligenarmee läßt die Verantwortlichen leichtfertig werden im Umgang mit kriegerischen Einsätzen. Die Freiwilligen sind selbst schuld, wenn sie verheizt werden, und die Präzisionsbomben minimieren die "Kollateralschäden". So die Begründung.
    Aber gerade die computergesteuerten Bomben haben genauso oft einen "Blackout", wie ihr Bürocomputer. Von den 51 Präzisionsangriffen auf den Irak trafen 43 Zivilisten und nur 3 fanden ihr Ziel, ohne anderweitig Schaden anzurichten.

    Nachdem Disaster, das im Irak trotz erklärten Kriegsendes kein Frieden eintritt, und auch keine "Massenvernichtungswaffen" gefunden wurden, erklärte der Präsident in einer Pressekonferenz: "Ich kann mir gar nicht erklären, wie in der amerikanischen Bevölkerung die irrige Meinung aufkommen konnte, der Irak hätte Al Kaida unterstützt!"

    Der pensionierte Polizist war darüber verzweifelt. Er sagte: "Früher habe ich geglaubt, dass es Menschen gäbe, die über Wasser laufen können. Menschen die so rechtschaffen sind, das man ihnen alles glauben kann. Wenn man jetzt aber davon ausgehen muß, das der amerikanische Präsident das amerikanische Volk belügt, dann kann man gar nichts glauben." Und dann hat er sich dafür entschuldigt, das er es für eine gute Idee hielt, das Andenken an seinen Sohn zu ehren, indem er seinen Namen auf eine Bombe schreiben lies, die auf unschuldige Zivilisten im Irak abgeworfen wurde!

    Mittlerweile ist zu den drei Interessengruppen Rüstungskonzerne, Militärs und Kongress noch eine 4. hinzugekommen, die "Think Tanks". In den Think Tanks arbeiten Ministerialbeamte in eigenen Büros außerhalb der Ministerien, aber nahe bei gelegen. Hier werden jetzt die Strategiepapiere erarbeitet, deren Umsetzung von den selben Mitarbeitern in den Ministerien
    dann vorbereitet wird.

    Die vereinigten Staaten von Amerika sind jetzt ein Imperium, wie das alte Rom. Befehligt allein vom Präsidenten, auf dem Weg zur Weltherrschaft um vollständige Kontrolle über die Weltwirtschaft und die Geldflüsse zu erhalten. Der "Militärische Komplex" sorgt dafür, dass sich keine Nation gegen die "Gelüste" der vereinigten Staaten wehren kann.



    Mein Kommentar: Was mich gewundert hat, ist wie frei über die internen Vorgängen zwischen Regierung und Industrie berichtet wurde. Besonders die Aussage, das Japan ein halbes Jahr gehindert wurde zu kapitulieren, ist überraschend, weil sie der allgemeinen Geschichtsmeinung widerspricht, und zeigt, wie weit die Unterwanderung in Regierung und Kongress fortgeschritten ist. Man hat fast den Eindruck, dass sich die Verantwortlichen für so unantastbar halten, das so eine Dokumentation keinerlei Erfolg haben wird!

    Vielleicht ist es aber so, wie anfangs in der Dokumentation berichtet: Die Amerikaner haben keine Erinnerung, an das, was letztes Jahr war. So gesehen, kann man eine solche Dokumentation in den USA veröffentlichen, da sie aber keine Berücksichtigung in den Medien findet, ist sie schnell wieder vergessen. Veröffentlichungen in anderen Teilen der Welt schadet auch nicht, weil niemand den Befehlen des amerikanischen Militärs widerstehen kann.

    Nachtrag, 28.10.2007; Ich habe gerade im Politblog den Link auf die Doku als Google-Video gefunden:

    video.google.de/videoplay?docid=-7774666473557571983
    nenn mich EO
    zu Ende denken
  • Wie witzig!

    Oben wird ja berichtet, dass Abgeordnete unter Druck gesetzt werden die Vorgaben der Militärs zu erfüllen, weil sonst in ihrem Wahlkreis Rüstungsbetriebe geschlossen werden und sie plötzlich die Wählerstimmen der Entlassenen verlieren. Nun schaut einmal, was ich gerade gefunden habe:

    Pentagon: Massenentlassungen wegen mangelnder Gelder für Irak-Krieg geplant
    de.rian.ru/world/20071121/88946538.html
    nenn mich EO
    zu Ende denken